Zum Irrglauben vom Unternehmenswachstum als alleinigem Erfolgsausweis

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Vielfach gilt das Wachstum eines Unternehmens als „der“ Gradmesser seines wirtschaftlichen Erfolgs. Mittelständische, aber insbesondere kapitalmarktorientierte Unternehmen verweisen unter Erfolgsgesichtspunkten gerne auf den Umsatz oder Absatz einer Periode oder die Anzahl neu erschlossener Marktsegmente bzw. Marktgebiete. Dahinter verbirgt sich die Annahme, dass ständiges Umsatzwachstum mit der Ausdehnung der Absatzmenge einhergeht und so über Skaleneffekte sowohl die Stück- wie auch Gemein-Kosten der Leistungserstellung senkt. Demnach soll ein stark wachsendes Unternehmen nahezu zwangsläufig einen Gewinnsprung aufweisen und im Idealfall über die Kostenführerschaft Wettbewerber vom Markt drängen. Eine Logik, die nicht immer aufgeht, sondern einen Irrglauben vom Unternehmenswachstum als alleinigem Erfolgsausweis darstellen kann: Denn häufig explodieren mit den Umsätzen auch die vorzuhaltenden Kapazitäten und damit die sprungfixen Herstellungs- und Gemein-Kosten (z.B. für Marketing, Vertrieb, Verwaltung) und für die Risikoabsicherung des Unternehmens.

 

Sprunghafte Expansionsstrategien haben schon so manche Unternehmen zum Aufgeben gezwungen, da sie wegen der erhöhten Kostenrisiken die Gewinnschwelle nicht mehr erreichen. Und gerade für kleine und mittelständische Unternehmen bestehen Ressourcenbeschränkungen (z.B. begrenzte Kapitalausstattung), welche eine ungehemmte Wachstumsstrategie nicht zulassen.

 

Ob ein Unternehmen erfolgreich ist...

 

kann man an drei Faktoren festmachen: Wachstum, Rendite und Risiko. Unabhängig davon, welche Wachstumsstrategie (Marktdurchdringung, Marktentwicklung, Produkt-/ Leistungsentwicklung und/ oder Diversifikation) ein Unternehmen verfolgt, erst der Dreiklang von Wachstum, Rendite und Risiko sichert langfristige Erfolge: Denn jedes Umsatzwachstum muss die für den Kapitaldienst notwendige Rendite weiterhin oder zunehmend erzielen. Ein Rückgang der Rendite aufgrund von Kostensteigerungen bedeutet nichts anderes, als dass Wachstum durch mindestens teilweisen Gewinnverzicht erkauft wird. Wird diese Politik über einen längeren Zeitraum fortgesetzt, gerät das Unternehmen in die Verlustzone, bis die finanziellen Mittel und Finanzierungswege erschöpft sind und das Unternehmen insolvent wird.

 

Das Wachstum durch Risikomanagement begleiten

 

In Wachstumsphasen geht es um die rasche Nutzung von Marktchancen. Die damit verbundenen positiven Erwartungen können allerdings den Blick für die Risiken trüben. Um nachhaltiges Wachstum zu gewährleisten, sind auch die mit der Geschäftserweiterung verbundenen Gefahren zu identifizieren, zu beurteilen, zu steuern und zu überwachen – auch wenn das weiteren Aufwand bedeutet. Dieses ist die Aufgabe des Risikomanagements, entweder durch die Geschäftsführung/ Inhaber des Unternehmens selber oder zu deren Unterstützung delegiert an das Controlling, z.B. an einen externen Berater wie Dr. Stefan Borchert/ DBUC.

 

Risiken bei Wachstumsstrategien bestehen hinsichtlich…

  • Mitarbeiter: Wachstum verlangt, die Infrastruktur des Unternehmens daraufhin auszurichten. Typischerweise sind Wachstumsphasen durch eine monate-, teilweise auch jahrelange Mehrbelastung der Mitarbeiter geprägt. Besonders wichtig ist es deshalb, dass Sie Ihre Führungskräfte und Mitarbeiter „mitwachsen“ lassen, ihnen frühzeitig durch Informationen die Orientierung auf dem Strategiepfad geben und sie motivieren.
  • Finanzen: Wachstum erfordert häufig eine stärkere Fremdkapitalfinanzierung, welche regelmäßig mit zusätzlichem Eigenkapital unterlegt werden muss. Die Risiken bezüglich der Konditionen und des Ratings steigen mit zunehmendem Verschuldungsgrad, während eine sinkende Eigenkapitalquote die Risikotragfähigkeit des Unternehmens in dieser Situation verringert. Deswegen sind häufig neben den Fremdkapitalgebern auch (weitere) Eigenkapitalgeber (Investoren) von der Wachstumsstrategie zu überzeugen. Sowieso sind im Rahmen einer mehrjährigen und bankentauglichen Finanzplanung die Finanzierungsströme und insbesondere die Liquidität laufend zu überwachen. Weitere Informationen zur finanzstrategischen Begleitung von Gründungs- und Expansionsstrategien finden Sie in meinem früheren Beitrag zum Risikokapital weiter unten in diesem Blog oder durch Anklicken des Links.
  • Regelkonforme Unternehmensführung: Wenn Sie mit Ihrem Unternehmen in bestehenden, kompetitiven Märkten wachsen, steigen die Anforderungen an die Aufsichts- und Sorgfaltspflichten. In neuen Märkten wachsen sie in der Regel auch mit neuen Risiken (neue Kunden, neue Lieferanten, neues kulturelles Umfeld). Mit anderen Worten: Ohne ein funktionierendes Compliance-Management haben Sie entweder keinen Zugang zu Wachstumsmärkten oder nur einen mit erhöhten, evtl. unkalkulierbaren Risiken, was eventuell gar einem marktmäßigem Blindflug gleicht.
  • Leistung: Eine Erweiterung der Leistungskapazitäten führt zu steigenden Fixkosten. Die Auswirkungen von Umsatzschwankungen, insbesondere bei Rückgängen (Stichwort: Fixkostenremanenz) sind zu eruieren. Außerdem erhöhen sich bei einer gleichzeitigen Internationalisierungsstrategie die Kredit- und Marktrisiken erheblich.

 

Wachstumsstrategie und Risikosteuerung Hand in Hand

 

Eine wachstumsorientierte Strategie kann die Risikoanfälligkeit des Unternehmens auch positiv beeinflussen: So steigern die Aufnahme neuer Produkte bzw. Leistungen, Kundengruppen oder Verkaufsgebiete die Immunität des Unternehmens vor Schwankungen auf den angestammten Märkten. Die Integration vor- oder nachgelagerter Prozesse der Wertschöpfung reduziert die Abhängigkeit von Lieferanten oder Kunden. So gibt es gerade für kleine und mittelständische Unternehmen mit begrenzten Ressourcen ein umsatzmäßiges Betriebsgrößenoptimum, das den Dreiklang von Umsatz, Rendite und Risiko darstellt. Dieses Optimum kann ein funktionierendes Risikomanagement im Rahmen der strategischen Geschäftsführung aufzeigen, welches eine der Kernkompetenzen von Dr. Stefan Borchert/ DBUC.de darstellt.

 

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